Lange Zeit wurde nicht nur unsere Architektur, sondern das Design von Gegenständen ganz allgemein maßgeblich von den stilistischen Gedanken geprägt, die am Dessauer Bauhaus entwickelt worden waren. Dieser, seinerzeit geradezu hypermoderne Stil stand in starkem Gegensatz zu Art Deco und Jugendstil, die schon seit langem wieder ihre Liebhaber haben.
Stellt man einen Gebrauchsgegenstand her, ist das wichtigste Kriterium natürlich, dass er seinen Zweck erfüllt. Doch bereits recht früh begann der Mensch, Gegenstände auch zu verzieren und zu verschönern. Nicht nur Kultgegenstände wie Götterfiguren oder Geräte für rituelle Handlungen künstlerisch auszugestalten, sondern auch profane Gerätschaften. Ein typisches Beispiel sind keramische Gefäße, die schon seit Jahrtausenden Verzierungen aufweisen, die für den jeweiligen Verwendungszweck nicht erforderlich waren, sondern einfach nur dem Aussehen dienten. Die dabei verwendeten Formen und Techniken entwickelten sich schon früh weiter, so dass das „Design“ von Fundstücken Archäologen heute wichtige Hinweise auf die Periode gibt, aus dem der jeweilige Gegenstand stammt.
Jugendstil und Art Decó
In späterer Zeit entwickelten sich dann die Stile, anhand derer wir die gestalterischen Epochen seit dem Mittelalter einteilen: Romanik, Gotik, Renaissance, Barock, Rokkoko und so weiter. Bis zum Jugendstil wurden die jeweils typischen Verzierungen vor allem in handwerklicher Arbeit hergestellt. Reich verzierte Gegenstände und Gebäude waren daher entsprechend kostspielig, ärmere Leute mussten sich daher mit eher schmucklosen Häusern und Gebrauchsgegenständen begnügen.
Der Jugendstil fällt in die Zeit der Industrialisierung. Durch die Massenfertigung mit Maschinen wurde es damals möglich, auch kompliziertere Formen preisgünstig herzustellen. Daher gibt es viele ursprünglich einmal eher billige Gebrauchsgegenstände für jedermann, die typische Merkmale des Jugendstils aufweisen. Ein Beispiel sind die Küchengeräte „aus Omas Zeiten“ die sich viele Menschen heute gerne als Zierde in die Küche stellen. In Einzelfällen wie zum Beispiel bei Bonbongläsern, Kaffeedosen und ähnlichem werden solche Dinge sogar noch praktisch benutzt.
Industriell gefertigte Gegenstände im Jugendstil weisen gewissermaßen bereits auf die Epoche des Art Decó hin, in die der Jugendstil überging. Während der Jugendstil noch zu Kaiser-, Kolonial- und Zarenzeit gehört, gehört das Art Decó in die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen.
Im Art Decó wurden die Formen des Jugendstil vereinfacht und so besser an die industrielle Fertigung angepasst. Damit begnügte man sich jedoch nicht, sondern mischte darüber hinaus mit fröhlicher Gnadenlosigkeit Elemente aus allen möglichen Stilen. Dadurch war die Gefahr, die Grenze zwischen Kunst und Kitsch zu überschreiten womöglich noch größer als beim Jugendstil.
Bauhaus-Stil
Praktisch parallel zum Art Deco wurde der Bauhaus-Stil in der gleichnamigen Kunstschule entwickelt, welche zuerst in Weimar, später in Dessau war und, kurz bevor sie 1933 von den Nazis geschlossen wurde, 1932 noch nach Berlin umziehen musste. Hier distanzierte man sich vom Jugendstil und seinen Schnörkeln um Formen zu schaffen, die man für dem Industriezeitalter angemessen hielt.
Den Bauhaus-Stil erkannt man an den einfachen Formen. Anstelle der Verzierungen soll die schlichte Schönheit der Gesamtform treten. Mit ein wenig Bosheit könnte man auch sagen, dass hier Einfachheit angestrebt wurde um billig produzieren zu können. Eine der „Blüten“ der Bauhaus-Bewegung war die Idee, dass man Schriften mit Serifen (wie etwa die Times-Schriften) komplett abschaffen solte, um nur noch Grotesken (wie Arial oder Helvetica) zu verwenden. Auch die Architektur der Bauhäusler war etwas gewöhnungsbedürftig und erinnert schon stark an die grauenhaften kubistischen Betonklötze die man in den 60er und 70er Jahren bauen zu müssen meinte. Allerdings gibt es auch vom Bauhaus-Stil beeinflusste, sehr gut ansehbare Architektur aus den 50er Jahren, vor allem auch bei Schulen und Industriebauten.
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